Hymne von Queyras von Hubert Leconte

Text, der 2007 für die Rückkehr nach Queyras Akt II geschrieben wurde

1 - Die Vergangenheit, die Hoffnung, die Erinnerung und das Exil

Hirten der Weiden, Wanderer und Poeten,
Ich werde euch meine Geschichte und meine Suche erzählen,
Meine Freuden und meinen Kummer, meine Trauer und mein Bedauern.
Denn ich bin das Queyras der Urzeit,
Aus dem Land der Vorfahren und dem Land der Erneuerung.
Ich erzähle von meiner Vergangenheit, ich öffne mein Gedächtnis
Aus den Zeiten der Bedürftigkeit, des Elends und der Hoffnung.
Ich werde immer wie der Troubadour singen,
Der Vater schwitzend, schnaufend, ganz gebückt auf dem Schwad,
Der Sohn auf der Alm, um das Korn zu lochen.
Queyras der harten Arbeit und des täglichen Brotes.

Ich werde den Bergbewohner und seine Pläne erwähnen,
Schweißüberströmt kratzte er an meinen Gipfeln
Und mein unfruchtbares Land für seinen kargen Lebensunterhalt,
Der Zorn des schweren Wetters und des geringen Überflusses.
Da sah ich meine Söhne fortgehen und weinte um sie.
Aber ich bin der Queyras, den sie nicht vergessen haben,
Weil ich nichts hatte und alles gegeben habe.
Ich bin ihr altes Queyras der fernen Sehnsüchte,
Der Rückkehr in die Heimat und der zu schweren Strafen.

2 - Das Feuer, der Krieg, der Widerstand, die Freiheit, die Escartons

Ich erzähle Ihnen von der Soldateska und dem Maschinengewehrfeuer,
Und die barbarischen Horden und die finstere Kanaille,
Das Feuer in meinem Haus und die Wut in meinen Eingeweiden.
Ich werde Ihnen das Ende der Hugenotten erzählen
Und von den rachsüchtigen Bärten im Land der Frommen.
Ich werde Ihnen von den Handlangern der Inquisition erzählen,
Von der Intoleranz und ihren Scheiterhaufen, von Catinat und seinen Drachen
Und von einem König, der den Bund seiner Väter leugnete
Und meine Kinder in den Zorn der Kriege warf.
Ich habe in 14/18 gelitten, ich habe den von 40 erlebt,
Die Männer des Mutes, mein Tal im Widerstand,
Die anonymen Helden, die für meine Freiheit,
Ihr Leben und ihre schönen Jahre geopfert haben.
Ich trage meine geschundenen Dörfer in meinem verwundeten Herzen,
Die Familien, die so weit weg von ihrem Land verbannt wurden.
Und ich behalte das Lied der Partisanen im Gedächtnis
Als die Kanonen auf die Wiegen unserer Kinder donnerten.
Denn ich bin das freiheitsliebende Queyras.
Ich zeige Ihnen meine Wächter aus Stein
Über meine Täler gebeugt, vom Großmeister Vauban
Wächter der Grenzen, die der Prüfung der Zeit standhalten,
Unabhängige, unternehmungslustige und stolze Männer,
Erfinder geeinter und solidarischer Republiken
Denn ich bin das Queyras der "Escartons" von gestern.

3 - Freiheit des Seins der Frau und der Liebe

Ich bin das Queyras der Johannisfeuer,
Und der Sonnenuhren, die die Zeit messen,
Des großen Lichts und der aufkeimenden Liebe.
Ich bin in der Sonne, im Feuer der Leidenschaften,
Wie das kochende Blut, die Erde in der Schwangerschaft,
Der Frühling, der auf die tote Jahreszeit folgt.
Aber viele meiner Töchter haben meine Almen verlassen
Um anderswo zu leben, in anderen Landschaften.
Sie sind ihrer Wurzeln, ihrer Freunde und meiner Brunnen beraubt,
Von all dem, was ihren und meinen Reichtum ausmachte,
Sie haben sich in die Lüfte erhoben, ihre Freiheit, ihr Leben,
Ein sicherer Arbeitsplatz, ein Projekt, ein Wunsch,
Mit einem gebrochenen Herzen und einem Hauch von Nostalgie,
Eine Sehnsucht nach der Rückkehr zu den Quellen ihres Lebens.
Sie werden eines Tages auf meine Pfade, meine Wege zurückkehren.
Ich bin das Queyras, offen für die Frauen von morgen.

4 - Die Härte der Zeiten, die Gewalt der Elemente

Queyras des Cristillan, des Wildwassers des Guil,
Von verkrusteten Wasserfällen und flinken Sturzbächen,
Ich kann Ihnen noch von der Wut des Sturms erzählen
Der mein Land düngte und meine Weiden ertränkte,
Meine Häuser, meine Schafe, meine Herden, meine Hütten.
Es war im Jahre 57 im Herzen des schönen Sommers,
Nichts blieb von meinen alten Bezugspunkten übrig.
Meine Straßen und Brücken, meine Pfade, meine Wege
Sie gingen über die Schlucht hinaus.
Ich lag im Sterben, wie sterbendes Fleisch.
Es war siebenundfünfzig Jahre her, mitten in einem traurigen Sommer.
Denn ich bin der Queyras der entfesselten Wasser.

Ich habe in diesen Stunden der tiefsten Not erlebt,
Männer, die aus anderen Ländern kamen, tiefe Solidarität.
Eine Schaufel in der Hand, das Herz auf der Schulter,
Sie haben mich vor dem Schlimmsten bewahrt, Verzweiflung und Wut.
Ich verdanke dir mein Überleben, o solidarisches Frankreich.
Freunde aus unseren Provinzen, ihr seid hier zu Hause,
In meinen Hochtälern verabrede ich mich mit euch,
Ich biete euch meine Lärchen, meine Wiesen und meine Blumen an.
Denn ich bin der ewige Freund der Herzensmenschen.

Der wilde Fluss riss in seinen Fluten mit sich
Verbote und Tabus, das Stroh meiner Hufe,
Queyras, das gestern im Sterben lag, aber immer wieder neu geboren wurde.
Jenseits von Gewalt, Elend und schwerem Wetter,
Ohne meinen Schmerz zu messen, noch meine vollen Stunden zu zählen,
Vom Morgengrauen bis zum Abend,
Ich arbeite daran, ein schöneres Morgen zu schaffen
Trotze dem Wind, den Stürmen und der ehernen Sonne.
Ich bin unzerstörbar, fatalistisch und heiter.

5 - Schönheit, Glaube, Weisheit und Leben

Denn die Luft in meinen Bergen ist so rein, dass manchmal
Ich sage mir, dass der Weise seinen Glauben nicht verlieren kann.
Mein Berg ist so schön, wenn die Luft im Juli
Lässt die Wiesen an den Abhängen der Adrets zittern,
Wenn in meinen Dörfern die Hähne auf meinen Kirchtürmen krähen
Auf ihren Nasen sitzen sie und picken nach der Milchstraße.
Ich bin das Queyras der ewigen Schönheiten,
Wie der Schnee auf den Gipfeln, der Flug der Steinhühner,
Die Gämse auf dem Sprung, der Jäger auf der Lauer,
Während langer Stunden auf dem steilen Fels.
Ein wahres Duell der Titanen und möge der Beste gewinnen
Wenn der Ball im Herzen des Berges klingelt.
Und ich bin das Queyras der Glaubensgeheimnisse,
Das der Missionskreuze, der Geheimnisse von einst,
Der heilsamen Kräuter, der bösen Hexen,
Das von einem rettenden Gott, von wohltuenden Gebeten.
Ich zähle euch die Stunden auf meiner Uhr,
Das Urteil des Tages, die Weisheit der alten Zeit.
"Rühmt die Wiese gut, steht in den Bergen,
Denn am Ende der Zeiten ist es wieder sie, die gewinnt."

6 - Die Antwort des Hirten

Hirte und Troubadour, ich habe deinen Gesang gehört
Und ich will dir auch mein Klagelied singen.
Es ist eine einfache Liebesklage.
Ich gehe, ich komme, ich spreche mit dem Vogel auf seinem Ast,
Zu den Bäumen und den Kindern, zu den Sonntagsglocken.
Alles, was vibriert und atmet, teilt mein Schweigen.
Ich treibe die Herden der Provence auf dein Land,
Die Schafe der Camargue in langen Transhumanzfahrten.
Auf der Sommerweide des Queyras lasse ich meine Freude singen,
Danke für das, was du gibst und was ich empfange.
Wenn ich dich jeden Tag sehe, habe ich deine Botschaften verstanden,
Ich kann schweres Wetter sehen, einen Sturm erahnen,
Meine Lämmer schützen, meinen Käse herstellen,
Denn ich bin der Hirte der sehr hohen Weiden.
Hart wie ein Fels, leichter als eine Wolke,
Voller verzauberter Träume, die die unvollkommenen Worte
Nicht erklären können, ohne dein Geheimnis zu verraten.
Werde ich jemals mit sicherer Feder schreiben können
Die sternenübersäten Nächte, das Weiß des Firns,
Und die tausend Geräusche, die der Wind mir bringt,
Das Fließen des Wassers, das Pfeifen der Murmeltiere,
Die mir ins Ohr sagen, dass die Zeit des Kirchturms
In schönen, mit Ewigkeit beladenen Stunden erstarrt?
Denn ich bin der Hirte der hohen Weiden,
Der, den man in den Herzen eurer Dörfer kaum sieht.
Wie der Adler auf seinem Horst und der Vogel auf der Durchreise,
Ich bin frei, wie der Wind, der durch die Lärchen weht,
Allein, arm und pelzig, aber zufrieden und wohlhabend.
Auf Wiedersehen, mein Freund, und auf Wiedersehen, mein Bruder,
Das Queyras von heute und das Queyras von gestern

7 - Antwort aus dem Queyras und Schluss

Sei gegrüßt, Hirte, Freund der Tiefebenen!
Möge dein schwerer Beutel mit Erinnerungen voll sein.
Möge der Gesang der Vögel, der Duft meiner Blumen
Dein Leben verschönern, dein Herz bereichern.
Mögest du um dich herum Liebe geben können.
Und gedenke meiner jede Stunde eines jeden Tages.
Komm wieder, wann immer du willst, auf meine Almwiesen.
Denn ich bin dein lebenslanger Freund, der alte weise Mann.
Heute Abend werde ich der Queyras der Gelegenheit sein,
Der Rückkehr des Kindes in sein altes Haus.
Und du, den die Liebe zu mir geführt hat,
Komm in meine Täler, dort wirst du ein Dach finden.
Denn du bist meine Tochter, mein Sohn und mein Kind.
Sie kommen zweifellos von anderswo her und sind unbändige Träumer,
Sie sind Wanderer oder einfache Sommergäste.
Möge der Sommerwind Ihre Gesichter streicheln,
Möge die Liebe Sie im Herzen meiner Dörfer festhalten,
Und ich werde euch meine schönsten Landschaften schenken,
Sonnenuntergänge über nebelverhangenen Gipfeln,
Die Wut des Autans, die Blässe meiner Monde.
Denn ich bin der Queyras, der all jenen dankt,
Liebhaber der Region, wertvolle Freiwillige,
Fremde, die das Schicksal zu meinen Türen getrieben hat,
Kinder der großen Rückkehr und alle, die ich adoptiere,
Die auf meinen Gipfeln meine Pfade markiert haben,
Meine Schätze entdeckten und sie verherrlichten,
Sie haben meine Schulen wiederaufgebaut und meine Ferienorte ausgebaut,
Meine alten Dörfer begradigt, meine Häuser aufgerichtet.
Ich, das Queyras des Fortschritts und der Entwicklung.

Also für euch heute Abend, Eltern, treue Freunde,
Möge das Schloss Queyras seine Kerzen anzünden,
Und für lange Zeit noch mit all seinen Feuern leuchten.
Mögen die Freudenraketen das blaue Gewölbe erhellen,
Und möge heute Abend endlich die Lampions brennen.
Mein Tisch steht euch offen, als fröhlicher Tabellion.
Lasst uns gemeinsam lachen, lasst uns alle von einer friedlichen Welt träumen,
Wo der Mann der Gewalt, der ewige Krieger
Sein Gewehr niederlegen und von Freundschaft sprechen würde,
Das Kind, die Blume und den Sperber respektieren würde.
Ich möchte Ihnen aus tiefstem Herzen noch etwas sagen,
Stolz auf meine Vergangenheit, zuversichtlich in die Zukunft,
Mit einem bewegten Finger auf meinen ewigen Schnee schreiben,
Dass ich das Queyras der treuen Freundschaften bin.